Verhalten von Fischen im Aquarium: Was ihr Schwimmverhalten verrät

Das Verhalten von Fischen im Aquarium ist ein Fenster zu ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden. Als Aquarianer ist es entscheidend, die normalen und abnormalen Verhaltensweisen Ihrer Fische zu verstehen, um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn etwas nicht stimmt. Ob Ihre Fische lebhaft schwimmen, sich verstecken oder ungewöhnliche Bewegungen zeigen – jedes Verhalten erzählt eine Geschichte. Dieser Artikel beleuchtet, was das Schwimmverhalten Ihrer Aquarienfische über ihren Zustand aussagt, und bietet praktische Tipps, um ein gesundes Aquarium zu fördern. Wir behandeln verschiedene Schwimmverhaltensweisen, ihre Bedeutungen, arten-spezifische Unterschiede und Lösungen für häufige Verhaltensprobleme.

 

Arten von Schwimmverhalten

Fische zeigen eine Vielzahl von Schwimmstilen, die von ihrer Art, ihrem natürlichen Lebensraum und ihrer Anatomie abhängen. Diese Verhaltensweisen können in mehrere Kategorien unterteilt werden, die für Aquarianer wichtig sind, um normale von ungewöhnlichen Mustern zu unterscheiden. Hier sind einige der häufigsten Schwimmverhaltensweisen:

 

  • Schwarmverhalten: Viele Fische, wie Neonsalmler oder Raspelboras, schwimmen in synchronisierten Gruppen, um Schutz vor Raubtieren zu suchen und die Nahrungssuche zu erleichtern. Dieses Verhalten ist typisch für pelagische Arten, die in offenen Gewässern leben (Shoaling and schooling).

  • Bodennahes Schwimmen: Arten wie Welse (z. B. Corydoras) oder Schmerlen verbringen viel Zeit am Substrat, wo sie nach Nahrung suchen oder sich ausruhen. Dies ist für diese Arten völlig normal.

  • Oberflächenschwimmen: Fische wie Guppys oder Mollys halten sich oft in den oberen Wasserschichten auf, da sie dort Nahrung finden oder Sauerstoff aufnehmen.

  • Territoriales Schwimmen: Arten wie Buntbarsche oder Kampffische patrouillieren in ihrem Revier und zeigen oft dominante Bewegungen, um andere Fische fernzuhalten.

Neonsalmler Schwimmverhalten
Neonsalmler sind Schwarmfische und bevorzugen Gesellschaft mit Artgenossen

Jede dieser Verhaltensweisen ist an die natürliche Umgebung der Fische angepasst. Zum Beispiel haben schnell schwimmende Fische wie Thunfische einen stromlinienförmigen Körper und nutzen den sogenannten Thunniform-Schwimmstil, bei dem fast die gesamte Bewegung im Schwanzbereich stattfindet (Fish locomotion). Das Verständnis dieser Muster hilft Aquarianern, die Bedürfnisse ihrer Fische besser zu erfüllen.

 

Was Schwimmverhalten anzeigt

Das Schwimmverhalten eines Fisches kann viel über seinen Gesundheitszustand, Stresslevel oder die Qualität der Umgebung verraten. Hier unterscheiden wir zwischen normalen und abnormalen Verhaltensweisen und erklären, was sie bedeuten könnten.

 

Normale Verhaltensweisen

  • Gleichmäßiges Schwimmen: Fische, die ruhig und gleichmäßig durch das Aquarium schwimmen, zeigen in der Regel gute Gesundheit und Wohlbefinden. Dies ist oft bei Arten wie Danios oder Barben zu beobachten, die aktiv ihren Lebensraum erkunden.

  • Fressverhalten: Ein gesunder Fisch nähert sich dem Futter eifrig und frisst mit Appetit. Dies ist ein starkes Zeichen für Wohlbefinden (Aquarium Fish Behavior Guide).

  • Soziale Interaktionen: Schwarmfische, die in Gruppen schwimmen, oder friedliche Interaktionen zwischen Tankbewohnern deuten auf eine stressfreie Umgebung hin.

Abnormale Verhaltensweisen

Abweichungen von diesen Mustern können auf Probleme hinweisen. Hier sind einige häufige Verhaltensweisen und ihre möglichen Ursachen:

  • Unregelmäßiges Schwimmen: Wenn Fische hektisch, ohne erkennbares Muster schwimmen oder gegen Gegenstände stoßen, könnte dies auf Stress, Parasiten (z. B. Ichthyophthirius) oder schlechte Wasserqualität (hohe Ammoniak- oder Nitritwerte) hinweisen (Behavioral indicators of welfare in farmed fish).

  • Verweilen am Boden: Während dies für Bodenbewohner wie Welse normal ist, kann es bei anderen Arten auf Stress, Krankheit (z. B. Schwimmblasenprobleme) oder schlechte Wasserqualität hindeuten.

  • Schwimmen an der Oberfläche: Fische, die an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen, leiden möglicherweise unter Sauerstoffmangel oder toxischen Wasserbedingungen.

  • Reiben an Objekten (Flashing): Dieses Verhalten, bei dem Fische sich an Steinen oder Dekorationen reiben, ist oft ein Zeichen für Parasiten oder Hautreizungen.

Tabelle: Häufige Verhaltensweisen und ihre Bedeutungen

Verhalten Mögliche Bedeutung Maßnahme
Schwimmen an der Oberfläche
Sauerstoffmangel, schlechte Wasserqualität
Wasserparameter prüfen, Belüftung verbessern
Verweilen am Boden
Normal für Bodenbewohner, sonst Stress/Krankheit
Andere Symptome beachten, Wasserqualität prüfen
Unregelmäßiges Schwimmen
Stress, Parasiten, schlechte Wasserqualität
Wasserparameter prüfen, auf Parasiten untersuchen
Reiben an Objekten (Flashing)
Parasiten, Hautreizung
Auf Parasiten prüfen, Behandlung in Erwägung ziehen
Verstecken
Normal für einige Arten, sonst Stress oder Bedrohung
Versteckmöglichkeiten prüfen, auf Aggression achten

Diese Tabelle bietet eine schnelle Orientierungshilfe für Aquarianer, um Verhaltensweisen zu interpretieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Regelmäßige Wasseranalysen und Beobachtungen sind unerlässlich, um die Ursachen abnormaler Verhaltensweisen zu identifizieren.

 

Arten-spezifisches Verhalten

Nicht alle Fische verhalten sich gleich, und das Verständnis der natürlichen Verhaltensweisen Ihrer Fischarten ist entscheidend, um normale von problematischen Verhaltensweisen zu unterscheiden. Hier sind einige Beispiele:

 

  • Betta-Fische (Kampffische): Diese territorialen Fische zeigen oft aggressives Verhalten, insbesondere gegenüber anderen Männchen. Sie schwimmen aktiv und bauen manchmal Schaumnester, was ein Zeichen für Paarungsbereitschaft ist. Einzelhaltung ist oft am besten, um Konflikte zu vermeiden.

  • Neonsalmler: Als Schwarmfische sollten sie in Gruppen von mindestens sechs Tieren gehalten werden. Einzeln gehaltene Salmler können gestresst wirken und sich verstecken (Schooling Fish).

  • Corydoras-Welse: Diese Bodenbewohner sind friedlich und verbringen viel Zeit damit, den Boden nach Nahrung abzusuchen. Ihr Verweilen am Boden ist normal und kein Grund zur Sorge.

  • Guppys: Diese lebendgebärenden Fische sind aktiv und schwimmen oft in den oberen Wasserschichten. Männliche Guppys zeigen bunte Farben und schwimmen auffällig, um Weibchen anzulocken.

Corydoras Wels Schwimmverhalten
Corydoras Welse halten sich gerne am Boden auf

 

Das Wissen um diese Unterschiede hilft Ihnen, die Bedürfnisse Ihrer Fische zu erfüllen. Zum Beispiel benötigen Schwarmfische genügend Artgenossen, während territoriale Fische ausreichend Platz und Versteckmöglichkeiten brauchen.

 

Tabelle: Arten-spezifische Verhaltensweisen

Fischart Typtisches Verhalten Pflegehinweise
Betta-Fisch
Territorial, aggressiv, Schaumnester
Einzelhaltung, Versteckmöglichkeiten
Neonsalmler
Schwarmverhalten, aktiv in Gruppen
Mindestens 6 Tiere, offener Schwimmraum
Corydoras-Wels
Bodennahes Suchen, friedlich
Feiner Bodengrund, Gruppenhaltung
Guppy
Aktiv, oberflächennah, Balzverhalten
Dichte Bepflanzung, keine Flossenzupfer als Nachbarn

Diese Tabelle zeigt, wie unterschiedlich die Verhaltensweisen von Fischarten sein können und welche Pflege sie benötigen, um ihr natürliches Verhalten zu fördern.

 

Umgang mit Verhaltensproblemen

Verhaltensprobleme können die Freude an der Aquaristik trüben, aber viele lassen sich mit den richtigen Maßnahmen lösen. Hier sind einige häufige Probleme und ihre Lösungen:

  • Aggression: Aggressives Verhalten, wie Jagen oder Beißen, tritt oft bei territorialen Fischen oder in überbesetzten Becken auf. Lösungen umfassen die Reduzierung der Besatzdichte, die Auswahl kompatibler Arten und das Hinzufügen von Versteckmöglichkeiten (Fish Behavior Basics).

  • Stress: Stress kann durch schlechte Wasserqualität, Aquarium Mitbewohner oder mangelnde Verstecke verursacht werden. Regelmäßige Wasserwechsel (alle zwei Wochen etwa 25 %) und die Überprüfung von pH, Ammoniak und Nitrit sind entscheidend.

  • Krankheiten: Verhaltensweisen wie Flashing oder Lethargie können auf Parasiten oder Infektionen hinweisen. Eine frühzeitige Diagnose durch einen Aquarien-Tierarzt und die Quarantäne neuer Fische können Ausbrüche verhindern.

  • Verstecken: Während einige Fische sich natürlich verstecken, kann übermäßiges Verstecken auf Stress oder Bedrohung durch andere Fische hindeuten. Stellen Sie sicher, dass genügend Höhlen oder Pflanzen vorhanden sind, und beobachten Sie die Interaktionen im Becken.

Ein praktischer Tipp ist, täglich 5–10 Minuten Ihre Fische zu beobachten, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Notieren Sie sich ungewöhnliche Verhaltensweisen und überprüfen Sie die Wasserparameter mit einem Testkit. Bei anhaltenden Problemen kann ein Besuch bei einem spezialisierten Tierarzt hilfreich sein (Behavioral Signs of Disease in Fish).

 

Schlussfolgerung

Das Schwimmverhalten Ihrer Aquarienfische ist ein wertvoller Indikator für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Durch regelmäßige Beobachtung und das Verständnis der natürlichen Verhaltensweisen Ihrer Fische können Sie Probleme frühzeitig erkennen und beheben. Ob es sich um normales Schwarmverhalten, territoriales Patrouillieren oder besorgniserregendes Flashing handelt – jede Bewegung hat eine Bedeutung. Sorgen Sie für optimale Wasserbedingungen, wählen Sie kompatible Arten und bieten Sie eine Umgebung, die die natürlichen Bedürfnisse Ihrer Fische erfüllt. So schaffen Sie ein harmonisches Aquarium, in dem Ihre Fische gedeihen können.

 

Quellen