Die wichtigsten Wasserwerte verstehen und messen

Ein Aquarium ist mehr als nur ein dekoratives Element – es ist ein komplexes Ökosystem, das sorgfältige Pflege erfordert. Die Wasserwerte im Aquarium sind der Schlüssel zu einem gesunden Lebensraum für Fische, Pflanzen und Wirbellose wie Garnelen. In diesem umfassenden Leitfaden erklären wir die wichtigsten Wasserparameter, wie man sie misst, welche Werte ideal sind und wie man sie stabil hält. 

 

Warum Wasserwerte entscheidend sind

In der Natur variieren Wasserbedingungen stark. Tropische Flüsse haben oft weiches, saures Wasser, während afrikanische Seen alkalisch und hart sind. Aquarienbewohner sind an spezifische Bedingungen angepasst, und Abweichungen können Stress, Krankheiten oder Algenprobleme verursachen. Regelmäßige Kontrolle der Wasserwerte ist daher unerlässlich, um ein stabiles Ökosystem zu gewährleisten.

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Die wichtigsten Wasserparameter im Aquarium

 

Temperatur

Die Wassertemperatur beeinflusst den Stoffwechsel von Fischen und Pflanzen. Tropische Fische bevorzugen 24–26 °C, während subtropische Arten mit 20–22 °C auskommen. Schwankungen sollten vermieden werden, da sie Stress verursachen. Ein Heizstab oder Kühler kann helfen, die Temperatur konstant zu halten.

 

Messung der Wasserwerte

Die regelmäßige Überprüfung der Wasserwerte ist entscheidend, besonders in neuen Aquarien oder bei Problemen. Hier sind die gängigen Methoden:

 

  • Teststreifen: Schnell, aber ungenau, besonders für präzise Werte wie den KH-Wert im Aquarium.
  • Tröpfchentests: Genauer, ideal für Parameter wie Ammoniak, Nitrit und Nitrat. Sie erfordern das Mischen von Reagenzien und den Vergleich mit einer Farbskala.
  • Elektronische Messgeräte: Teuer, aber sehr präzise, besonders für pH und Leitfähigkeit.

Testen Sie wöchentlich und notieren Sie die Ergebnisse, um Trends zu erkennen. Bei neuen Aquarien oder nach Änderungen (z. B. neuer Besatz) sollten Tests häufiger erfolgen.

Tröpfchentest Aquarium

testkit aquarium

Streifenstest 7-in-1 Aquarium

Elektronisches Messgerät

pH-Wert: Der Säuregrad des Wassers

Was ist das?

Der pH-Wert zeigt an, wie sauer oder basisch das Wasser ist. Er reicht von 0 (sehr sauer) bis 14 (sehr basisch), wobei 7 neutral ist. Für die meisten Süßwasseraquarien liegt der ideale Bereich zwischen 6,5 und 7,5 – je nach Fischart.

Warum ist er wichtig?
Ein falscher pH-Wert kann die Schleimhaut der Fische angreifen und das Pflanzenwachstum stören. Beispielsweise bevorzugen Diskusfische einen leicht sauren pH-Wert um 6,0, während Guppys mit 7,0–7,5 besser zurechtkommen.

 

Härte (GH und KH): Stabilität im Wasser

Was ist das?

  • Gesamthärte (GH): Misst Kalzium- und Magnesiumionen im Wasser.
  • Karbonathärte (KH): Stabilisiert den pH-Wert und verhindert Schwankungen.

Warum ist sie wichtig?
Die Härte beeinflusst die Gesundheit der Fische und die Wasserstabilität. Typische Werte liegen bei 6–16 °dH, je nach Art.

Wie messe ich sie?
Tropfentests für GH und KH sind weit verbreitet und liefern präzise Ergebnisse.

 

 

Karbonathärte (KH)

Die Karbonathärte (KH), auch als „aquarium karbonathärte“ bekannt, misst die Pufferkapazität des Wassers und stabilisiert den pH-Wert. Ein optimaler KH-Wert im Aquarium liegt zwischen 5–16 °dKH für Süßwasseraquarien, da er plötzliche pH-Schwankungen (Säuresturz) verhindert und CO2 für Pflanzen bereitstellt. Für Garnelen, insbesondere Caridina, ist ein niedrigerer KH-Wert (1–10 °dH) ideal. Die KH kann durch Zugabe von Natriumbicarbonat erhöht oder durch Osmosewasser gesenkt werden.

 

Ammoniak/Ammonium (NH3/NH4)

Ammoniak entsteht durch den Abbau von Futterresten und Ausscheidungen und ist hochgiftig. In saurem Wasser liegt es als weniger schädliches Ammonium vor. Der Ammoniakgehalt sollte unter 0,1 mg/l liegen. Ein gut eingefahrener biologischer Filter wandelt Ammoniak in Nitrit um.

 

Nitrit (NO2)

Nitrit ist ein Zwischenprodukt des Stickstoffzyklus und giftig für Fische. In einem eingefahrenen Aquarium sollte Nitrit nicht nachweisbar sein (< 0,1 mg/l). Hohe Nitritwerte deuten auf ein Problem mit der biologischen Filterung hin.

 

Nitrat (NO3)

Nitrat ist das Endprodukt des Stickstoffzyklus und weniger giftig. Hohe Werte (über 30 mg/l) können jedoch Algenwachstum fördern. Regelmäßige Wasserwechsel und Pflanzen helfen, den Nitratgehalt niedrig zu halten.

 

Phosphat (PO4)

Phosphat ist ein Pflanzennährstoff, aber in hohen Konzentrationen fördert es Algen. Ein Wert von 0,1–1 mg/l ist für bepflanzte Aquarien ideal. Phosphat kann durch Wasserwechsel oder spezielle Filtermedien reduziert werden.

 

Kohlendioxid (CO2)

CO2 ist essenziell für das Pflanzenwachstum in bepflanzten Aquarien. Ein Wert von 20–30 mg/l ist optimal. CO2-Systeme und Dauertests helfen, den Gehalt zu kontrollieren (Aquasabi CO2-Versorgung).

 

Eisen (Fe), Kalium (K) und Magnesium (Mg)

Diese Mikro- und Makronährstoffe sind für Pflanzen wichtig. Eisenmangel führt zu gelben Blättern (0,1 mg/l empfohlen), Kalium sollte bei 5–10 mg/l liegen, und Magnesium (5–10 mg/l) unterstützt die Chlorophyllproduktion.

 

Ideale Wasserwerte für verschiedene Aquarien

Die idealen Wasserwerte im Aquarium variieren je nach Bewohnern. Hier sind zwei Tabellen mit Richtwerten:

 

Tabelle 1: Wasserwerte für Süßwasseraquarien mit Fischen

Parameter Empfohlener Bereich
Temperatur
21–28 °C
pH
6,8–8,2
Gesamthärte (GH)
8–25 °dGH
Karbonathärte (KH)
5–16 °dKH
Ammoniak (NH4)
< 0,1 mg/l
Nitrit (NO2)
< 0,1 mg/l
Nitrat (NO3)
< 30 mg/l
Phosphat (PO4)
< 0,4 mg/l
CO2
15–30 mg/l

Besondere Anforderungen für Garnelen

Garnelen, insbesondere Neocaridina und Caridina, haben spezifische Bedürfnisse (Zwerggarnelen Wasserwerte):

 

  • Neocaridina: Robust, toleriert weiches bis hartes Wasser (GH 1–30 °dH, KH 1–30 °dH).
  • Caridina: Empfindlich, bevorzugt weiches, saures Wasser (GH 1–12 °dH, KH 1–10 °dH, pH 5–7).

Verwenden Sie Osmosewasser und spezielle Mineralzusätze, um die Wasserwerte für Garnelen anzupassen. Ein aktiver Bodengrund kann die Werte stabilisieren.

Tabelle 2: Wasserwerte für Garnelen

Parameter Neocaridina Caridina
Temperatur
20–25 °C
20–25 °C
pH
6–8
5–7
Gesamthärte (GH)
1–30 °dH
1–12 °dH
Karbonathärte (KH)
1–30 °dH
1–10 °dH
Leitfähigkeit
200–800 μS/cm
200–400 μS/cm

Für Meerwasseraquarien gelten andere Werte, z. B. eine Salinität von 30–35 ppt und ein pH-Wert von 7,8–8,4 (JBL Meerwasser).

 

Häufige Probleme und ihre Lösungen

Selbst bei guter Pflege können Wasserwerte aus dem Gleichgewicht geraten. Hier eine Tabelle mit den häufigsten Problemen und Lösungen:

Probleme Ursache Lösung
Hoher Ammoniakgehalt
Überfütterung, Filterausfall
Wasserwechsel (20–30 %), Filter prüfen
Nitritspitzen (Nitritpeak)
Unstabiler Stickstoffkreislauf
Teilwasserwechsel, Bakterienpräparate
Zu viel Nitrat
Wenig Wasserwechsel
Häufigere Wasserwechsel, Pflanzen
pH-Schwankungen
Niedrige KH
KH mit Natron oder Präparaten anpassen

Ein Beispiel aus meiner Praxis: Nach einem Stromausfall stieg der Ammoniakwert, weil der Filter ausfiel. Schnelle Wasserwechsel und ein Notfall-Belüfter haben meine Fische gerettet.

 

Tipps zur Aufrechterhaltung optimaler Wasserwerte

 

  • Wasserwechsel: 10–20 % wöchentlich, bei Garnelen (Caridina) vorsichtiger (10–15 %).
  • Filterung: Ein biologischer Filter wandelt Ammoniak in Nitrat um.
  • Überfütterung vermeiden: Überschüssiges Futter erhöht Ammoniak und Nitrat.
  • Wasseraufbereiter: Entfernen Chlor und Schwermetalle aus Leitungswasser.
  • Pflanzen: Sie nehmen Nährstoffe auf und verbessern die Wasserqualität.
  • Besatzdichte kontrollieren: Zu viele Fische erhöhen die Schadstoffbelastung.

 

Fazit

Die Überwachung der Wasserwerte ist das Rückgrat einer erfolgreichen Aquaristik. Mit regelmäßigen Tests, gezielten Anpassungen und einer guten Pflege können Sie ein gesundes Aquarium schaffen. Ob Sie tropische Fische, Garnelen oder Wasserpflanzen halten – die richtigen Wasserwerte sind der Schlüssel zu einem blühenden Unterwasserparadies.

 

Quellen